BerlinOnline Berliner Zeitung
Freitag, 17. Juni 2005

Die Kühle ist sie nur im Film

In der ARD-Schmonzette "Herzlichen Glückwunsch" spielt Daniela Ziegler die Freundin. Wieder einmal

Sabine Schneider

Dies ist einer jener Filme, die man sich mit leichtem Erstaunen, aber dennoch - es ist immerhin Freitagabend - ansieht: Ein runder Geburtstag steht ins Haus. Damit es am Ende richtig schön wird, muss die Jubilarin vorher allerlei kleine und größere Hürden überwinden: mit dem liebenden Ehemann streiten, die Wände malermäßig überarbeiten, die Erwartungen an die Kinder zurückschrauben. Und sich zwischendurch immer wieder die gutsitzende Frisur raufen: "Ach, ich habe eigentlich nichts geschafft im Leben." Das ist der Moment, in dem die beste Freundin auf den Plan tritt. Eine, die ununterbrochen Tipps gibt, wahlweise vor Ort oder am Telefon, die den Ehemann der Freundin zurechtweist und sich in Dinge einmischt, die sie nichts angehen. Ein eigenes Leben? Fehlanzeige.

Daniela Ziegler spielt die Filmfreundin. Wieder einmal. Die sympathische Schauspielerin nimmt die Sache sportlich: "Das erinnert mich ein wenig an meine Eltern. Mein Vater wollte die Freundinnen meiner Mutter auch nicht im Haus haben." Im übrigen finde sie es spannend, ein Leben zu einer Figur hinzuzuerfinden, es mitzuspielen, auch wenn davon nichts im Drehbuch steht. "Die Regine ist eine lebenslustige Frau, vielleicht geschieden. Sie will ihrer Freundin helfen, sich wieder auf sich selbst zu besinnen." Außerdem sollte sie in ihrer Rolle Akkordeon spielen - das war doch mal was Neues.

Auf einen Typ abonniert

Während die Schauspielerin in einem Berliner Café unweit ihrer Wohnung an ihrer Apfelschorle nippt und zwischendurch Nachbarn begrüßt, spürt sie den Aufs und Abs ihres Berufs nach. Im Fernsehen ist die gebürtige Offenbacherin auf einen bestimmten Typ Frau abonniert. Wird eine Souveräne gebraucht, eine, die kühl, unnahbar, alleinlebend, ironisch bis böse ist, "tough", wie Daniela Ziegler leicht belustigt formuliert, dann klingelt bei ihr das Telefon. "Ich bin meistens die Freundin, Feindin, Chefin oder Mutter der Hauptfigur. Man hat nicht das Gefühl, dass die Verantwortlichen bei den Sendern sagen: Mit der machen wir jetzt mal was anderes."

Sie spielte die Adlige an der Seite von Maximilian Schell in der ZDF-Serie "Mehr als alles", die Geliebte von Friedrich von Thun im Vierteiler "Dr. Schwarz und Dr. Martin", bis sie von Senta Berger abgelöst wurde, und war in beinahe allen beliebten TV-Serien mit von der Partie, von "Dr. Specht" bis "Gegen den Wind". Es ist nicht so, dass sie sehr gelitten hätte, denn: "Es gibt keine wirklich schlechten Rollen. Man kann immer versuchen, die zu veredeln."

Nur hat die schlanke, dunkelhaarige Frau noch einige Facetten mehr zu bieten. Im Theater spielte sie vieles von Edward Albees "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" bis zu Tschechows "Drei Schwestern". Sie wurde als "Evita" in der deutschsprachigen Erstaufführung des Musicals in Berlin, München und Wien bejubelt, hatte Erfolg mit "Follies" und "Victor/Victoria". Für "Sunset Boulevard" trug sie sogar den renommierten Image-Musical Award nach Hause. Im Berliner Renaissance-Theater zog sie kürzlich noch einmal einen Monat lang alle Register ihres Könnens. Im Stück "Meisterklasse" ist sie eine faszinierende Maria Callas: unnachgiebig im künstlerischen Anspruch, eine Göttin, die sich zu ihren Gesangsschülern herablässt, aber auch verletzlich und voller enttäuschter Liebe. Publikum und Kritik waren begeistert. "So einer Herausforderung stelle ich mich sofort, ich bin ja risikofreudig", meint die Schauspielerin, die im wirklichen Leben selten die Dame mimt, es eher sportlich-bequem mag: "Erst im Laufe der Arbeit überfallen mich manchmal Selbstzweifel, ob ich es auch packe."

Wieder die Mutter

Die nächsten Filmtitel hören sich allerdings nicht so an, als hätte sich einer der Fernsehverantwortlichen ins Theater verirrt. In "Hengstparade" (mit Christiane Hörbiger und Michael Mendl) besitzt Daniela Ziegler einen Reiterhof, kommt aber bald zu Tode, in "Rosenkrieger" (mit Jutta Speidel) hilft sie ihrer graumäusigen Freundin auf die Sprünge, in "Ein Koffer voller Liebe" gibt sie die Mutter eines noch nicht bekannten Hauptdarstellers. Nur "Unter weißen Segeln" an der Seite von Sigmar Solbach darf sie mal aus der angestammten Rolle fallen. "Endlich eine weichere Figur." Sie sei einfach eine liebevolle Ehefrau, die ihrem gerade arbeitslos gewordenen Mann während einer Reise den Rücken stärkt.

"Ich bin schon manchmal traurig. Laufe ich denn mit einer Tarnkappe herum, dass die mich gar nicht sehen?" Eine Fernsehkommissarin hätte sie sich gut vorstellen können, auch eine Figur in einem der Filme, die sich mit der Aufarbeitung der deutschen Geschichte beschäftigen. Ganz zu schweigen von der "Klavierspielerin", die sie sofort spielen wollte, nachdem sie den Roman gelesen hatte, die aber in einer internationalen Produktion unerreichbar blieb. Irgendetwas Vielschichtiges sollte bald kommen, aber "es sollte so vieles bald kommen", meint die freundliche Mittfünfzigerin sarkastisch.

Immerhin kann sich die alleinlebende Schauspielerin - "Das war nicht meine Lebensplanung, das hat sich einfach so ergeben" - über mangelnde Arbeit nicht beklagen. Fernsehen sei schon wichtig, wegen der Präsenz. Außerdem müsse sie sich ihren Lebensunterhalt verdienen. "Ich gebe zu, ich lebe gerne gut", sagt die Wahlberlinerin, die ihren Hauptwohnsitz bei Hamburg hat und eine Bleibe im Haus von Freunden in Saint-Tropez. "Vor allem macht es mir einfach Spaß, meinen Beruf auszuüben. Demnächst drehe ich eine Folge für ,Hallo, Robbie‘, da darf ich mit der Robbe im Wasser schwimmen. Das ist doch toll." Manchmal träumt sie auch von einem Historienschinken. "Irgendetwas Englisches, Schloss, großer Park." Daniela Ziegler mit wehendem Schleier auf einem Pferd, das wäre mal etwas anderes.

Herzlichen Glückwunsch, 20.15 Uhr, ARD

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