BRIGITTE SCHOLZ
An diesem Lebensbilderbogen, mal erheiternd komödiantisch, mal berührend, hat
das Publikum seine helle Freude. Mit begeistertem Applaus wurde die
deutschsprachige Erstaufführung von "Zeit der Zaertlichkeit" an den Kammerspielen
gefeiert. Kein Wunder: Das Melodram nach dem Roman von Larry MacMurtry, in der
US-Verfilmung 1984 mit fünf Oscars ausgezeichnet, hat reichlich Wortwitz und
liefert Paraderollen für klasse Darsteller. Und so schicken die Kammerspiele mit
Daniela Ziegler, Hans-Jörg Frey und Joanna Kitzl denn auch drei bestechende
Schauspieler ins Rennen.
Großartig beherrscht Zieglers kapriziöse,
egozentrische Aurora mit ihren übersteigerten Liebesanforderungen die Szene. Mit
aller Macht klammert sie sich an ihre Tochter. Selbst als Emma (erfrischend
normal: Joanna Kitzl) sich gegen den Willen ihrer Mutter allzu früh verheiratet,
lässt Aurora die "Nabelschnur", das heißt die Telefonverbindung, nicht
abreißen.
In der Überzeichnung der Figuren setzt Regisseur Christian
Nickel kraftvolle, mitunter urkomische Akzente - besonders in der schrägen
Love-Story zwischen der überspannten Witwe und ihrem Nachbarn Garrett (Frey als
eitler Weiberheld). Dazwischen kommt Auroras verstorbener Mann als singender
Hippie aus dem Jenseits zurück - und schließt so den Kreislauf des Lebens zu
einem tragikomischen Boulevardvergnügen, das Herz und Verstand anspricht.
Info:
Kammerspiele bis 11.4., 12-32 Euro, Tel. (0800) 413
34 40
Ressort: kultur hh
Mit Abschicken Ihres Kommentars akzeptieren Sie die Verhaltensrichtlinien.
Artikel
drucken
Artikel
versenden
Leserbrief schreiben
Meinung sagen und diskutieren
Zurück zur Übersicht
Zu
Social-Bookmarking-Diensten hinzufügen:
Kiez-Klub liebt Karnevalsverein mehr
Meisterträume im Senat und Lügen in der GAL mehr
So reduzieren wir die Kreativität unserer Kinder mehr
Deshalb bin ich einer der 20 wichtigsten Deutschen mehr
Frauen Irrational, aber durchaus vernünftig mehr
HSH-Nordbank: Polit-Zoff um Zockerei mehr
Könnte mein Hund seekrank werden? mehr